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Rolf Strauch im Interview mit Radio Bremen Zwei

Interviews
ESM
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Rolf Strauch in Bruegel podcast "Sound of Economics"

Interview mit Rolf Strauch, ESM Chef Ökonom
Radio Bremen Zwei
Erscheinungstag (live): 26. Oktober 2021
Interviewer: Wolfgang Rumpf
Originalsprache: Deutsch
Mit freundlicher Genehmigung von Radio Bremen, Produktion 2021

Wolfgang Rumpf: Vor zehn Jahren stimmte der Deutsche Bundestag ab, und zwar für die Einführung des Euro-Rettungsschirms, abgekürzt ESM. Dieser Rettungsschirm ist ja bekanntlich eine Hilfseinrichtung für Länder der Eurozone, die in gewaltigen Finanz-Schwierigkeiten stecken. Das Stammkapital umfasst die gigantische Summe von 700 Milliarden. Spanien, Griechenland [, Portugal, Irland] und Zypern haben Geld in Anspruch genommen. Es floss auch wieder Geld zurück [zum ESM]. Und darüber spreche ich mit Rolf Strauch. Er ist Chefvolkswirt beim ESM in Luxemburg.

Guten Morgen, Herr Strauch. Hat denn der ESM aus Ihrer Sicht, wenn Sie jetzt zurückblicken, gehalten, was er versprochen hat? Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Rolf Strauch: Schönen guten Morgen, Herr Rumpf. Man kann sicherlich sagen, dass wir unserem Auftrag, Ländern zu helfen, gerecht geworden sind und insofern unsere Bilanz positiv ist. Wie Sie gesagt haben, wir haben in der Krise fünf Ländern geholfen Irland, Spanien, Portugal, Zypern und Griechenland. Diese Länder waren in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, und unsere Programme haben dazu beigetragen, dass sie wieder wirtschaftlich auf die Füße gestellt wurden. Damals war die Gefahr, dass der Euroraum auseinanderbricht.

Und wenn wir heute auf den Euroraum schauen, dann sieht man, dass die Unterstützung in der Bevölkerung für den Euroraum und für den Euro höher ist als in den vergangenen 20 Jahren. Wir sehen, dass weitere Staaten dem Euro beitreten wollen. Und das, denke ich, ist auch der Verdienst des ESM als Krisenmechanismus, der die Finanzstabilität des Euros stützt.

Rumpf: Nun gibt es ja das alte Argument aus dem Volksmund „Wer die Musik bezahlt, bestimmt auch das, was gespielt wird“ – also sozusagen die Hoheit über das [Musik] Programm. Wenn das Geld dahin geflossen ist, ist das nicht auch ein Widerspruch zu der Solidargemeinschaft, die der Euroraum auch sein soll?

Der ESM steht für die Solidargemeinschaft. Das war eine Hilfe, die den Ländern zugekommen ist zu sehr günstigen Konditionen, die den Ländern sehr viel finanziellen Spielraum auch geschaffen hat und damit auch dazu beigetragen hat, dass der Bevölkerung geholfen werden konnte. Natürlich waren damit auch Politikmaßnahmen verbunden, die dazu geführt haben, dass das Wachstum wieder angestoßen wurde und die notwendig waren. Die waren nicht immer einfach, aber sie mussten durchgeführt werden und wie gesagt, haben zum Erfolg geführt. Das Wachstum in diesen Ländern war nach den Programmen höher als in anderen europäischen Ländern.

Rumpf: Herr Strauch, Sie haben es angedeutet. Es ist ja häufig auch so, dass mit dem ESM und mit dem Geld, das dann in die anderen Länder geflossen ist, auch Reformen gekoppelt waren. Ist da was erreicht worden?

Diese Reformen haben zu mehr Wachstum geführt. Sie haben dazu geführt, dass die Volkswirtschaft effizienter ist und dazu geführt, dass die Länder wieder an den Finanzmarkt gehen können und sich heute zu guten Konditionen am Finanzmarkt finanzieren können.

Rumpf: Herr Strauch, wenn Sie jetzt noch mal ein bisschen in die Glaskugel schauen, brauchen wir denn den ESM in 10 Jahren immer noch?

Strauch: Der ESM ist, glaube ich, gut für die Zukunft gerüstet. Ende dieses Jahrs werden wir weitere Aufgaben erhalten. Wir werden in Zukunft bei Problemen im Bankensektor besser und viel sicherer helfen können – ohne, dass dadurch die Steuerzahler belastet werden oder ins Risiko gehen müssen. Wir werden auch gemeinsam mit der Europäischen Kommission in Brüssel, die Euroraum Länder beobachten, um besser gerüstet zu sein früh einzugreifen, und wenn man so will, um zu vermeiden, dass aus kleinen Feuern große Brände werden.

Rumpf: Das beruhigt als Schlusswort vor zehn Jahren bekam der Euro-Rettungsschirm vom Bundestag das GO und das war Rolf Strauch, Chefvolkswirt beim ESM.

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